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Irene Krauß, Volkskundlerin, ehem. Leiterin des Museums der Brotkultur, freiberufliche Publizistin und Autorin zahlreicher Werke zur Entstehung und Entwicklung von Backwaren und zur Nahrungsvolkskunde
Ähnlich wie beim Model mag auch beim Waffeleisen die Idee, ein Backwerk mit ausgewählten Motiven unbegrenzt oft prägen zu können, maßgeblich zu seiner „Erfindung“ beigetragen haben. Darüber hinaus wurde es mit dem Gebrauch eines Eisens überhaupt erst möglich, auf beiden Seiten der auszubackenden Masse Bildmotive anzubringen, seien es einfache (Rauten-)Formen oder kunstvoll geprägte Bildmotive. Zudem konnten in kurzer Zeit größere Mengen an Gebäck hergestellt werden.
Alljährlich am 29. Juni wird in den USA der „National Waffle Iron Day“, der Tag des Waffeleisens, begangen; eine gute Gelegenheit, die Historie der weichen wie der knusprigen Waffeln und ihres Herstellungsgerätes aufzugreifen. Wer davon erzählen möchte, könnte zum Beispiel so anfangen: Die ältesten schriftlichen und bildlichen Belege zu Waffeleisen, mit denen eine ungebackene Masse in Form gepresst wurde, wurden erstmals im 9. Jahrhundert in Norwegen und Schweden sowie in der Normandie erwähnt. Zu dieser Zeit befestigte man ein Paar runder oder rechteckiger Eisenplatten an zwei langen zangenförmigen und mit einem Scharnier verbundenen Stielen, wodurch man ausreichend Abstand zum offenen Feuer hatte. Zwischen den Platten wurde die vorbereitete Masse dann gepresst und im Nu zu knusprigen Waffeln gebacken. Als Bildschmuck, mit dem die Schmiede die Innenflächen dieser sogenannten „Klemmeisen“ prägten, wurden zunächst Karomuster oder schlichte, lineare Motive gewählt, manches Mal fehlte aber auch jegliche Verzierung.
Sicher ist, dass sich solche Waffeleisen und -gebäcke wohl parallel zum kirchlich genutzten Hostieneisengebäck der Klöster entwickelten. In den dortigen Hostienbäckereien waren im 9. Jahrhundert geschmiedete Zangeneisen aufgekommen, mit denen die Oblaten für die Eucharistie gebacken wurden. Danach hat man diese Oblaten zu Hostien geweiht. Dem Anlass entsprechend waren christliche Motive in die Formeisen graviert: das Monogramm Christi, das Kruzifix oder das Lamm Gottes.
„Waffel-Küchlein“ zu vielen Gelegenheiten
Bleiben wir bei dem Gebäck selbst: Im Laufe der Zeit erweiterte die schlichte, ungesäuerte Hostienoblate aus Weizenmehl und Wasser ihre Funktion. So gab und gibt sie bis heute als papierdünne Backunterlage und Backhilfe feinen Massen für Lebkuchen oder Makronen Halt. Eine neue glanzvolle Note erhielt die schlichte Oblate, als man sie mit Eiern, Fett, Milch und Gewürzen verfeinerte. Das erstaunt nicht, denn Menschen haben sich stets vieles einfallen lassen, um mit hochwertigeren Zutaten und kunstvoller Verzierung die alltägliche und gewohnte Nahrung geschmacklich zu verbessern und bei besonderen Anlässen zu servieren. Auf diese Weise entstand ein Feingebäck, das mit der ursprünglichen Oblate nur noch die Herstellung zwischen heißen Eisen gemeinsam hatte.
Solche Waffelgebäcke waren offenbar ganz nach dem Geschmack eines gehobenen Publikums und tauchten gerne auf fürstlichen und bürgerlichen Tafeln auf. Um ein wenig Empirie beizusteuern: Die seinerzeit bekannten Waffeleisen belegen dicht, dass man dafür gerne kunstvolle Bilder einsetzte, beispielsweise Landes- oder Familienwappen, zwei vereinte Wappen als Hochzeitsgabe, wobei manche Bilder sogar den Namen der Braut oder des Schenkenden abbildeten. 1650 beispielsweise tauchten Waffelgebäcke auf einer gehobenen Hamburger Hochzeit auf. Der offizielle und festliche Charakter wurde hierbei durch das Hamburger Stadtwappen betont, das auf den Waffeln reliefartig hervortrat. Auch Tierdarstellungen, durchstrukturierte Waben- oder Dreiecksmuster, weitere Ornamente oder Inschriften als quasi personalisierte künstlerische Darstellung ließ man prägen. Die jeweiligen Gestalter des Waffeleisens blieben anonym, Namenszeichen oder andere Erkennungsmerkmale waren die Ausnahme. Die Waffeln selbst waren so beliebt, dass in Mitteleuropa bald schon eine gewerbliche Waffelbäckerei entstand, allen voran im 12. Jahrhundert in Frankreich. Einige Jahrzehnte später waren Waffeln dort so weit verbreitet, dass gegen Ende des 13. Jahrhunderts eine eigene Zunft der „Oblaier“ (altfrz.) oder „Gaufrier“ in Paris auftrat, die ihre goldbraunen, knusprigen Waffeln überall auf den Straßen anbot. Gebacken wurden diese „Gaufres“ in einfach quadrierten Rechteckeisen. Um 1300 waren solche Backwerke in den Niederlanden bekannt und ab dem 14. Jahrhundert sind sie in ganz West- und Mitteleuropa verbreitet gewesen. Konkrete Beispiele gibt es genügend: So waren seit dem 15. Jahrhundert knusprige, zu Röllchen aufgedrehte Waffeln besonders en vogue, die sich bis in unsere Tage als Hohlhippen auf dem Eisbecher erhalten haben. In Wien wurden bereits im Jahr 1463 Krapfen-Bäcker und Hohlhipper erwähnt, und „1534 hat man allhie (St. Gallen/Schweiz, Anm. d. Verf.) erstmals angefangen die hyppen zu backen“. Auch in Deutschland waren (Hohl-)Hippen offenbar beliebt, wie uns der allzeit hilfreiche vorreformatorische Moralprediger Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510) wissen lässt: Demnach schien er wenig von dem knusprigen Gebäck gehalten zu haben, denn er nahm „roerlin“, „hüppen“ und „oflaten“ in seine ellenlange Auflistung von „thorechte ding“ (törichte Dinge) auf. Diese Einschätzung tat der Beliebtheit aber keinen Abbruch. Auch der katholische Prediger und unermüdliche Redner Abraham a Sancta Clara machte um 1676 die allgemein bekannten Hohlhippen zwar nicht zum Gebäck des Anstoßes, nahm sie jedoch zum Gegenstand einer Analogie, als er in Wien gegen die ausufernde Damenmode mit den großen Halskrausen eiferte: „Hat man Krausen gehabt wie lauter Hohlhippen aufeinander.“ Knusprige Waffeln und Hohlhippen waren also allerorten gefragt und bekannt, das zeigt uns allein schon der Sprachgebrauch.
Französisches Waffelvergnügen
Dies gilt wie bereits erwähnt in besonderem Maße für Frankreich. Nach Beschreibungen in alten französischen Nachschlagewerken hat man die Gebäcke in der Regel aus einer leichten, dünnflüssigen Masse mit Eiern und Honig (oder Zucker) gebacken. In Lyon, so hieß es Ende des 17. Jahrhunderts, seien die im einfachen Volk verbreiteten Waffeln nur mit Honig zubereitet und „wie Würfelbecher geformt“ gewesen. Deutlich später, im 19. Jahrhundert, erwähnte auch der französische Sprachforscher Maximilien Littré (1801–1881) Waffeln. Diese seien oft zu einem Hohlzylinder gerollt, also zu Hörnchen geformt worden. Laut Littré wurden sie „plaisir“ genannt, also Vergnügen – ein Vergnügen zu essen sicherlich! Die Gebäckbezeichnung passt zu den sogenannten „marchands de plaisir“, von denen wir ebenfalls aus dem Paris des 19. Jahrhunderts hören: Bäckerlehrlinge und -gesellen, die abends die übrig gebliebenen Teigreste im Oblateneisen verbacken haben und auf der Straße verkaufen durften. Der Verdienst ging in die eigene Tasche. Und so prägten diese Verkäufer von „Oblatenvergnügen“ zusammen mit den vielen anderen Verkäufern bis ins späte 19. Jahrhundert das lebendige Straßenbild von Paris. Im Jahr 1903 lesen wir dann von einem Patent auf ein Waffeleisen zur Herstellung von Eiswaffeln. Erteilt wurde es dem aus Italien stammenden US-Amerikaner und Eisverkäufer Italo Marchiony, der damit als Erfinder des Eishörnchens gilt.
Bis in die Gegenwart sind die knusprigen gerollten Waffeln in Frankreich als Festgebäck gang und gäbe. So muss es uns nicht verblüffen, dass knusprige Waffeln als Motiv auch auf Stillleben und anderen künstlerischen Darstellungen seit dem 16. Jahrhundert besonders häufig auftauchten. Man malte eben mit Vorliebe das, was beliebt und bekannt war. Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel der Ältere zum Beispiel zeigten Backvorgänge mit rechteckigen Eisen. Brueghels Ölgemälde „Der Kampf zwischen Karneval und Fasten“ aus dem Jahr 1559 etwa zeigt eine bunte Vielfalt an Szenen aus dem Volksleben Flanderns während der Fastnachtszeit. Dazu zählt auch eine Frau, die an einem offenen Feuer mithilfe eines zangenförmigen Gerätes mit langen Eisenstielen Waffeln zubereitet. Waffelgebäcke gehörten vielerorts zum Fastnachtsbrauchtum dazu.
Insgesamt lassen sich bei den Waffelformen – und damit auch bei den Waffeleisen – regionale Unterschiede feststellen. In Brandenburg und im niederländisch-flämischen Raum gab es verstärkt rechteckige Waffeln. In Niedersachsen, Ostfriesland, Schweden und Frankreich waren ebenso runde wie rechteckige Formen bekannt, im süddeutsch-österreichischen Raum dagegen herrschten runde Waffeln vor. Aufgrund ihrer dekorativen Form galten Waffeln, die von sehr unterschiedlicher Qualität sein konnten, in bäuerlichen wie in gehobenen bürgerlichen Kreisen als Festtagsgebäck. Hochzeiten, Taufen, Geburtstagsfeiern, Ernte und Ähnliches boten Gelegenheiten, feine Waffelgebäcke über offenem Feuer zu drehen und zu wenden. Gäste bewirtete man gerne mit diesen dünnen, knusprigen Waffeln.
„Waffel-Küchlein zu backen“
Je nach Zusammensetzung der Masse unterscheidet man zum einen die weichen Waffeln aus einer feinen Rührmasse von Eiern, Mehl, Butter, Rahm und/oder Milch, Hefe (in neuerer Zeit Backpulver) und Zucker. Es sind dies sogenannte nasse Gebäcke, die unmittelbar nach dem Backen, am besten noch warm serviert werden sollten, zum Beispiel mit Puderzucker bestäubt oder mit Sahne und Kirschen verfeinert. In Deutschland sind diese Waffeln vom 16. Jahrhundert bis heute belegt. Vorbereiten lassen sich diese Backwerke kaum und erst recht nicht aufbewahren, jedenfalls nicht ohne erhebliche Einbußen für Geschmack und Qualität. Dem kann man nur zustimmen, besonders wenn wir an die Herzwaffeln in Form eines wabenartigen fünffachen Herzens denken, die bis heute auf vielen Kaffeetafeln zu finden sind. Schon für das 16. Jahrhundert sind solche dicken Waffeln, die warm gegessen werden sollten, belegt. Im „new Kochbuch“ des Kurfürstlich Mainzerischen Mundkochs Marx Rumpolt aus dem Jahr 1581 wird empfohlen:
„Nimm schoen weiß Mehl/und mach ein Teig an mit gutem süßem Rahm/ und mit lauter Eyer dottern und guter Meybutter/ und versaltz den Teig nicht/ back dicke Waffeln darauß/ thu sie auß dem Eysen/ und schneidt es voneinander/ wie breit es ist/ begeuß mit Meybutter/ und bestraew es mit weissem Zucker/ und gibs warm auff ein Tisch.“ Eindeutig handelt es sich hier um ein feines Backwerk mit seinerzeit teuren Zutaten, die eine wohlhabende Haushaltung voraussetzten.
Zum anderen sind da die bereits beschriebenen knusprigen Waffeln, die „Eiserkuchen“, „Hippen“ oder „Klemmkuchen“. Diese dünnen Waffelgebäcke, die nach dem Erkalten knusprig und hart werden, bestehen aus einer einfacheren und dickflüssigeren Masse mit weniger Milch/Rahm und keinem Triebmittel. Man isst sie in ihrer ursprünglichen flachen Form oder aufgerollt zu Tüten oder Hörnchen, die zusätzlich mit Creme oder Sahne gefüllt werden können. Diese Art von Waffeln lässt sich ohne Probleme lange aufbewahren und kann so in größeren Mengen auf Vorrat gebacken werden: „du kanst es ein halb Jahr behalten“ hieß es denn auch in einem Rezept von 1605. Bleiben wir noch bei den knusprigen Waffeln, bei denen es sich wie bereits erwähnt oft genug um besonders feine Gebäcke handelte, die einen wohlhabenden Haushalt voraussetzten. Bei Balthasar Staindl von Dillingen ist 1547 ein sehr frühes Rezept für Hohlhippen verzeichnet, das sich – für den modernen Gebrauch bearbeitet – so liest: „Honig mit warmem Wasser verrühren, Mehl hinzugeben, bis ein dünner Teig entsteht, 2 Eidotter und etwas zerlassenes Schmalz darunter rühren, löffelweise auf das Eisen gießen und backen.“ Hier erfolgte also die Würzung lediglich durch den Honig. Später kamen Gewürze dazu, vor allem Kardamom und Zimt, aber auch – für uns eher ungewöhnlich – Ingwer und Muskat. In der Regel legte man die noch warme Waffel nach dem Backen „um einen hölzernen Stock“ oder einen Kochlöffelstiel und formte so kleine Tüten oder halbrunde Formen.
Auf Spurensuche
Stöbert man in alten Kochbüchern oder anderweitigen Berichten, so ist festzustellen, dass der Backvorgang mit einem Waffeleisen, bedingt durch die technischen Gegebenheiten, zwar stets der gleiche war, die Waffelgebäcke dagegen eben sehr unterschiedlich aussehen konnten. Es gab einfache, fettlose und ungesüßte Waffeln aus Wasser, Mehl und Salz, oder schlichte Rezepte mit Gerstenmehl, dazu geriebene Möhren. Genauso gab es aber auch fetthaltige Waffelgebäcke und solche mit besonders feinen Zutaten wie Wein, Schokolade oder Zitronenschale, dazu Eidotter, Sahne und Zucker. Dabei wurden die festeren Waffelmassen mit der Hand zu kleinen Kugeln geformt und diese zwischen die Eisen gepresst. Darüber hinaus aß man auch gerne ausgesprochene Gewürzwaffeln, die mit den neuen kolonialen Gewürzen wie Zimt, Safran oder Anis aufgekommen waren. Vor allem holländische Rezepte des 17. und 18. Jahrhunderts empfehlen solche Gewürze in üppigen Mengen. In den deutschen Kochbüchern jener Zeit begnügte man sich mit der Vorgabe von ein bis zwei zusätzlichen Gewürzen.
Als Besonderheit seien noch die spröden, gefüllten Waffeloblaten erwähnt, die heute unter dem Namen „Karlsbader Oblaten“ Weltruf erlangt haben. Entstanden sind sie wohl bei den Apothekern, die früher auch im Waffelgeschäft mitmischten. Die Pharmazeuten stellten nicht nur einfache Backoblaten her, sondern seit dem 15./16. Jahrhundert eben auch feine, biskuitähnliche Oblaten in mehreren Lagen, die mit Zucker und Mandeln – damals oft Apothekerware – gefüllt wurden. Das alles leitet über zu einer Erklärung, die auch am Anfang hätte stehen können, nämlich: Woher kommt eigentlich das Wort „Waffel“? Seit dem 15. Jahrhundert tauchte es in niederländischen und niederdeutschen Wörterverzeichnissen auf. Vielfach wird angenommen, dass die Prägung des Backeisens in Form von Bienenwaben den sprachlichen Ursprung bildete. Tatsächlich gehört der Name aber wohl nicht unmittelbar zu Wabe, sondern ist eine Bildung aus „weben“. Demnach bedeutete das Wort ursprünglich „Gewebe“ oder „Geflecht“.
Waffelgebäcke in Form gebracht
Die benötigten Waffeleisen wurden seit dem Mittelalter einzeln und von Hand geschmiedet. Mit ihren beiden runden oder eckigen Prägeplatten erschienen sie von außen schlicht und zweckmäßig. Aufgeklappt boten sie aber einige Überraschungen: Sie zeigten reichverzierte Prägemuster, Wappen und persönliche Inschriften; die ganz frühen Stücke auch religiöse Motive. Solche oft kostbaren und künstlerisch wertvollen Waffeleisen gehörten zum Inventar eines gehobenen Haushaltes und waren oft als Hochzeitsgeschenk oder Aussteuergut vorgesehen. Dass die Verwendung der Waffeleisen mühevolle Arbeit war, dazu findet man im 1691 erschienenen „Vollständigen Nürnbergischen Kochbuch“ eine prächtige Schilderung. Unter der Überschrift „Waffel-Küchlein zu bachen“ (Nr. 104) ist jedes Detail des Backvorgangs festgehalten worden:
„… Leget das dazu gehörige Eisen auf einen Dreyfuß / schüret ein starckes Kohl= oder anderes Feuer darunter / lasset das Eisen auf beyden Seiten wohl heiß werden / bindet eine Butter in ein Tüchlein / und schmieret dessen einwendige beyde Theile damit; leget dann einen guten Löffel voll von dem Teig in das Eisen / leget es wieder auf den Dreyfuß / lassets allgemach zergehen / druckets aber nicht alsobald gar zu / es laufft sonst der Teig heraus; kehret das Eisen einmal oder zwey herum / und wann die Küchlein schön licht=braun sind / nehmets heraus … Auch werden zu diesem Gebach zwey Personen nothwendig erfordert / deren die eine den Teig einlegt und heraus nimmt / die andere aber mit dem Backen beschäfftiget ist …“
Damit ist eigentlich schon alles gesagt, was man hinsichtlich der früheren Waffelbäckerei wissen muss. Das Waffeleisen wurde hier über dem Feuer – auf einem Dreifuß liegend – beidseitig erhitzt und dann mit einem in ein Tuch eingebundenen Butter- oder Speckklumpen eingefettet. Anschließend hat man die Masse hineingegeben und das Eisen abwechselnd von der einen und dann von der anderen Seite auf den über dem Feuer stehenden Dreifuß gebacken. Mit Bedacht sollte das Waffeleisen geschlossen werden, damit der Teig nicht ausläuft. Mag sein, dass man diese umständliche und sicherlich anstrengende Arbeit – zwei Personen wurden immerhin veranschlagt – früher aus dem Effeff beherrschte. Uns aber dürfte klar sein, dass heute auf Anhieb wohl niemand mehr sonderlich geschickt mit solchen, mehrere Kilo schweren und knapp einen Meter langen Eisen umgehen könnte, deren Handhabung ebenso viel Kraft wie Fingerspitzengefühl erforderte.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert vollzog sich ein Wandel hinsichtlich der Herstellungstechnik der Waffeleisen. Immer häufiger gab es seriell gefertigte Waffeleisen aus Gusseisen. Es waren dies also keine handgeschmiedeten Einzelanfertigungen mehr, und so trugen sie meist nur einfache Rauten- oder Wabenmuster. Das Angebot der Firma „Schnitzler und Kirschbaum“ aus Solingen liest sich beispielsweise so: „Rechteckige Platten mit weiter quadratischer Waffelung […], herzförmige Platten mit rautenförmiger Waffelung; runde Platten mit enger quadratischer Waffelung und einem Randornament aus Halbkreisen und Dreiecken“. Aber die Entwicklung in der Küche ging noch weiter. Nachdem man die Kochstelle von der offenen Feuerstelle zum geschlossenen Kohle-, später auch Gasherd verlegt hatte, kam im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine neue Form des Waffeleisens auf: Das Eisen hatte keine zangenförmigen Stiele mehr, sondern nur noch einen kurzen Griff und eine aufklappbare Platte. Wie einen Topf setzte man das Backgerät auf die Herdplatte. Mithilfe von Herdringen in verschiedenen Größen konnte man die Öffnung über der Feuerstelle je nach Bedarf verändern, für Töpfe, Kessel oder eben für Waffeleisen. Auf diese Weise konnte das Eisen mit einem drehbaren ringförmigen Untersatz passgenau in die Öffnung der Herdplatte eingesetzt werden, sodass die Waffeln auch weiterhin von beiden Seiten gebacken wurden. Diese Eisen hatten auch die Bezeichnungen „Waffelpfanne“ oder „Dreheisen“ (Abb.1-4).

Mit dieser Entwicklung war es mit dem eigenhändigen Halten sowie dem Drehen und Wenden über offenem häuslichem Feuer nach beinahe 1000 Jahren endgültig vorbei. Im 20. Jahrhundert dann kamen die elektrisch beheizten Waffeleisen auf, die unabhängig von einer Feuerstelle einzusetzen waren. Anstelle von langen Stielen und mühsamer Handhabung hatten diese Geräte nun Griffe. Bekannt sind auch Waffeleisen mit sechs bis acht Feldern, die eine stets gleichartige Serie von Schmuckmotiven (geriffelte Spirale, Blumenkörbchen, Baum mit Vogel, Ornament, Herz, Blüte) zeigen. Damit werden feine Zimtwaffeln bereitet, die bis heute vor allem in der Pfalz und in Nordbaden gebacken werden.
Ein entsprechendes Rezept liest sich folgendermaßen: „Ein Viertel Pfund schaumig gerührte Butter, ebenso viel Zucker, drei Eier, zehn Gramm Zimt, mit hundert Gramm Mehl und dem geschlagenen Eiweiß zu einem ziemlich festen, aber geschmeidigen Teig mischen und zu nussgroßen Kugeln geformt zwischen die heißen gefetteten Eisen legen.“
Im 21. Jahrhundert sind die modernen Waffeleisen mit Temperaturschaltern und einer Antihaftbeschichtung ausgestattet; es gibt sie in runder und rechteckiger Form, oft auch als Doppel-Waffeleisen. Auch wenn die Handhabung der Gerätschaften einfach geworden ist, so erscheinen Waffelgebäcke hinsichtlich ihrer Form und der Backtechnik auch heute noch ungewöhnlich. Beim Backen dieser Backwerke mit ihren Bildwerken kann plötzlich Gegenwart werden, was eine lange Geschichte hat: Waffeln mit dekorativen Bildmotiven, hergestellt zwischen heißen Eisen!
Zusammenfassung
Das Besondere an Waffeln sind ihre aufgeprägten Muster, die aus einfachen (Rauten-)Formen oder kunstvoll geprägten Bildmotiven bestehen können. Um solche dekorativen Prägebilder gleich auf beiden Seiten eines Teigs anbringen zu können – und das schnell und in größeren Mengen – war seit jeher der Gebrauch eines Waffeleisens notwendig, zwischen dessen Prägeplatten die Waffelmasse gepresst und über offenem Feuer gebacken wurde. Seit dem 9. Jahrhundert sind solche Waffeleisen bekannt und entwickelten sich parallel zu den zangenförmigen Waffeleisen und -gebäcken für Hostienoblaten in den Klöstern. Auch als Backunterlage und Backhilfe für Massen werden sie bis heute gerne eingesetzt. Vor allem als Festtagsgebäck nahmen Waffelgebäcke über Jahrhunderte bei vielen Gelegenheiten eine zentrale Stellung ein. In ihrer inhaltlichen Zusammensetzung unterschieden sich die Waffelgebäcke sehr, sie können aus dünnflüssigen oder festen Massen hergestellt, ungesüßt, Fettgebäcke oder ausgesprochene Gewürzgebäcke sein. Der Backvorgang ist heutzutage einfacher als früher, denn das ursprünglich benutzte Backgerät, nämlich die händisch zu haltenden Zangeneisen mit Motivplatten, sind mittlerweile durch das leicht zu handhabende, elektrisch betriebene Waffeleisen abgelöst worden. Nach wie vor aber handelt es sich um ein ungewöhnliches Herstellungsverfahren, ein Gebäck nämlich, hergestellt zwischen heißen Eisen.
Quellen
[1] Benker, Gertrud: Altes Küchengerät und Kochpraxis. Teil II. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1976/77. Volkach vor Würzburg 1978. S. 251-281.
[2] Hansen, Hans Jürgen (Hrsg.): Kunstgeschichte des Backwerks. Geschichte und Entwicklung der Gebäckarten und ihrer Formen. Oldenburg, Hamburg 1968.
[3] Krauß, Irene: Chronik bildschöner Backwerke. Stuttgart 1999.
[4] Kronberger-Frentzen, Hanna: Die alte Kunst der süßen Sachen. Backformen und Waffeleisen vergangener Jahrhunderte. Hamburg 1959.
[5] Thiele, Ernst: Waffeleisen und Waffelgebäcke in Mitteleuropa. Köln 1959.