Eine nachhaltige Zukunft schaffen – Vereinbarung von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit im Mittelstand

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Dr. Karoline Terberger, Molekularbiologin, verantwortlich für Laborleitung und Nachhaltigkeitsmanagement bei Ernst Böcker GmbH & Co. KG.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind zwei wichtige Faktoren, die für mittelständische Unternehmen von großer Bedeutung sind. Die Integration von Nachhaltigkeit in ihre Betriebsabläufe kann zu langfristigem Erfolg führen. Die Frage, die sich stellt, ist, wie können Unternehmen beide Ziele erfolgreich vereinen?

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen für Unternehmen aller Größenordnungen und kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) bilden hierbei keine Ausnahme. Es gibt viele Gründe, warum Nachhaltigkeit für mittelständische Unternehmen wichtig ist. In erster Linie handelt es sich um eine verantwortungsvolle Vorgehensweise, die den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens minimiert und seine positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft maximiert. Darüber hinaus kann eine nachhaltige Unternehmensführung helfen, wichtige Ressourcen und damit auch Geld zu sparen, indem sie dazu beiträgt, die Effizienz verschiedener betrieblicher Abläufe zu steigern. Mit einher geht die Tatsache, dass das Image verbessert wird und die Unternehmen so für Kundinnen und Kunden attraktiv werden, die umweltfreundliche und sozial verantwortliche Praktiken schätzen. In einer zunehmend wettbewerbsorientierten und sozial bewussten Unternehmenslandschaft kann Nachhaltigkeit auch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sein, wenn es darum geht, sich von Mitbewerbern abzuheben und Fachkräfte anzuziehen. Kurz gesagt: Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt für mittelständische Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen.

Nachhaltigkeit & Wirtschaftlichkeit

In mittelständischen Unternehmen der backenden Branche kann es schwierig sein, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Einerseits möchten die Unternehmen nachhaltig produzieren, um zukünftige Generationen zu schützen und ihre Umwelt­auswirkungen zu minimieren. Andererseits müssen sie wirtschaftlich erfolgreich sein, um ihre Mitarbeitenden zu bezahlen und ihre Produktion am Laufen zu halten. Mittelständische Unternehmen stehen vor einer Reihe von Herausforderungen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Eine gemeinsame Herausforderung sind die begrenzten Ressourcen, sowohl in Bezug auf das finanzielle Kapital als auch auf die personellen Kapazitäten. Im Gegensatz zu großen multinationalen Unternehmen verfügen KMUs oft nicht über die gleichen Ressourcen, um in Nachhaltigkeits­initiativen zu investieren, und müssen anderen Geschäftsbereichen Vorrang einräumen. Eine weitere Herausforderung sind konkurrierende Prioritäten. Während Nachhaltigkeit für einige Entscheidungsträger eine Priorität sein kann, haben für andere eher traditionelle Geschäftsziele wie Gewinn und Wachstum Vorrang. Dies kann es schwierig machen, für Nachhaltigkeitsinitiativen zu werben und Ressourcen zuzuweisen. Darüber hinaus sehen sich KMUs im Bereich der Nachhaltigkeit möglicherweise mit rechtlichen Herausforderungen konfrontiert. So müssen sie beispielsweise eine Reihe komplexer und sich ständig weiterentwickelnder Umweltvorschriften einhalten, was eine Belastung für die Ressourcen darstellen kann. Zudem haben die Unternehmen möglicherweise mit einem Mangel an Know-how im Bereich der Nachhaltigkeit zu kämpfen. Sie verfügen oft nicht über internes Fachwissen in diesem Bereich und haben auch meist nicht die finanziellen Mittel, um spezielle Mitarbeitende einzustellen oder Beratungsfirmen hinzuzuziehen.

Benefits eines nachhaltigen Unternehmens

Es ist wichtig zu beachten, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht immer im Widerspruch zueinanderstehen müssen. Trotz der Herausforderungen lohnt es sich dennoch, über eine Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen nachzudenken. In vielen Fällen können nachhaltige Praktiken dazu beitragen, Kosten zu senken und die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens zu verbessern. Firmen, die beide Ziele erfolgreich vereinen, werden möglicherweise in der Lage sein, sich von Mitbewerbern abzuheben und langfristig erfolgreich zu bleiben. Es gibt viele Vorteile, die mittelständische Unternehmen erzielen können, wenn sie der Nachhaltigkeit Priorität einräumen. Hier sind ein paar Beispiele:
Kosteneinsparungen: Nachhaltigkeitsinitiativen können helfen, Geld zu sparen, indem sie die Effizienz verschiedener betrieblicher Abläufe steigern. So können beispielsweise Abfälle vermindert, durch die Einführung energieeffizienter Technologien die Energiekosten reduziert, durch die Optimierung der Lieferkette die Transportkosten gesenkt und die Umweltauswirkungen des Transports verringert werden.
Verbessertes Image: Indem sie ihr Engagement für Nachhaltigkeit unter Beweis stellen, können mittelständische Unternehmen ihr Image verbessern und sich auf dem Markt differenzieren. Dies kann besonders wichtig sein, wenn es darum geht, sozial verantwortliche Kundinnen und Kunden sowie Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit: Nachhaltigkeit kann Unternehmen helfen, der Zeit voraus zu sein und sich auf künftige Trends und Vorschriften vorzubereiten. Wenn ein Unternehmen beispielsweise proaktiv seinen Kohlenstoff-Fußabdruck reduziert, ist es besser positioniert, um künftige Kohlenstoff-Reduktionsziele oder Kohlenstoff-Preisregelungen zu erfüllen.
Risikomanagement: Indem sie sich mit den Herausforderungen der Nachhaltigkeit wie Klimawandel, Ressourcenverknappung und sozialer Ungleichheit auseinandersetzen, können Firmen potenzielle Risiken für ihren Betrieb und ihre Lieferketten abmildern.
Neue Geschäftsmöglichkeiten: Nachhaltigkeit kann auch neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen, z. B. durch die Entwicklung innovativer, nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen oder durch den Eintritt in neue Märkte mit einem starken Nachhaltigkeitskonzept.

Tipps und bewährte Praktiken:

Für ein mittelständisches Unternehmen ist es wichtig, der Nachhaltigkeit Priorität einzuräumen, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, Geld zu sparen und das Image zu verbessern. Hier sind einige praktische Schritte, mit denen Sie beginnen können:

  • Setzen Sie sich klare, spezifische Ziele für die Nachhaltigkeit. Sie könnten zum Beispiel anstreben, Ihren Energieverbrauch im nächsten Jahr um 20 Prozent zu senken oder zu 100 Prozent auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen umzusteigen. Auf diese Weise können Sie sich auf Ihre gesetzten Ziele konzentrieren und Ihre Fortschritte messen.
  • Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden in die Bemühungen um Nachhaltigkeit ein. Klären Sie über die Bedeutung der Nachhaltigkeit auf und bitten Sie sie um ihre Meinung, wie diese umgesetzt werden kann. Sie können einen Nachhaltigkeitsausschuss gründen oder gezielt die offene Kommunikation und Ideen aller Mitarbeitenden fördern.
  • Führen Sie eine Bewertung Ihres Unternehmens durch, um festzustellen, wo Sie die größten Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben, und setzen Sie Prioritäten für Verbesserungen in diesen Bereichen. Dies könnte eine Bewertung Ihres Energieverbrauchs, Ihres Wasserverbrauchs und Ihres Abfallaufkommens sowie Ihrer Lieferkette und Ihres Produktlebenszyklus beinhalten.
  • Arbeiten Sie mit Ihren Lieferfirmen, Kundinnen und Kunden sowie anderen Anspruchsgruppen zusammen, um die Nachhaltigkeit in ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu fördern. Dies kann bedeuten, dass Sie sich mit gleichgesinnten Unternehmen zusammentun, Nachhaltigkeitsanforderungen für Lieferfirmen festlegen oder Ihre Kundinnen und Kunden über Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen informieren.
  • Informieren Sie sich über energieeffiziente Technologien und Verfahren wie LED-Beleuchtung oder Photovoltaik, um Geld zu sparen und die Umweltbelastung zu verringern. Diese Investitionen können sich auf lange Sicht auszahlen und helfen, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
  • Führen Sie Programme zur Abfallvermeidung und zum Recycling ein, um Ihre Umweltbelastung zu minimieren. Dies könnte die Einführung von Recyclingprogrammen in Ihrem Büro oder Ihrer Fabrik oder die Suche nach Möglichkeiten zur Wiederverwendung oder Wiederverwertung von Materialien beinhalten.
  • Informieren Sie Anspruchsgruppen wie Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende und Investierende über Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen, um Vertrauen zu schaffen und zu zeigen, dass Ihnen Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Dies kann bedeuten, dass Sie Ihre Nachhaltigkeitsziele und -fortschritte über soziale Medien, Ihre Website oder andere Kanäle mitteilen.
  • Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Fortschritte und sehen Sie, was Sie noch optimieren können. Dies wird Ihnen helfen, Ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und sich weiter zu verbessern. Ziehen Sie die Einrichtung von Systemen in Betracht, mit denen Sie Ihre Fortschritte verfolgen und verbesserungswürdige Bereiche ermitteln können, und seien Sie bereit, Ihren Ansatz bei Bedarf anzupassen.

Zusammenfassung

Nachhaltigkeit ist für kleine mittelständische Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, ein wichtiges Thema. Auch wenn die Integration von Nachhaltigkeit in den Geschäftsbetrieb mit einigen Herausforderungen verbunden ist, sind die Vorteile – wie Kosteneinsparungen, Verbesserung des Ansehens und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit – die Mühe allemal wert. Es gibt viele praktische Schritte, die KMUs angehen können, um Nachhaltigkeit in ihren Betrieb zu integrieren. Mit diesem Artikel werden wertvolle Einblicke und Anregungen für mittelständische Unternehmen gegeben, die durch Nachhaltigkeit etwas bewegen wollen. Es soll auch Mut gemacht werden, Maßnahmen zu ergreifen, um Ihr eigenes Unternehmen nachhaltiger zu gestalten, und sich der wachsenden Bewegung von Firmen anzuschließen, die sich für eine nachhaltigere Zukunft für alle einsetzen.

 

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